Phytotherapie

 

Die Phytotherapie , oder Pflanzenheilkunde ist die Lehre der Verwendung von Heilpflanzen als Medikament.
Die Anwendung und Nutzung von Heilpflanzen ist vermutlich so alt wie die Menschheit selbst und ist auf allen Kontinenten und in allen Kulturen beheimatet. In der Verbundenheit mit ihrem Lebensraum war es für unsere Vorfahren selbstverständlich, auf die Schätze aus der Apotheke der Natur zurückzugreifen. So sammelte sich im Laufe der Jahrtausende ein enormes Wissen um die Wirkung von Heilpflanzen an. Da dieses Wissen traditionell mündlich überliefert wurde, ist sicher ein Teil dieser alten Erfahrungsschätze verloren gegangen. Archäologische Funde scheinen schon in der Steinzeit, zumindest die Verwendung bestimmter Kräuter zu bestätigen.

Große und bekannte Vertreter der Phytotherapie waren:

  • Hippokrates (um 460 v. Chr. – etwa 370 v. Chr.)
  • Karl der Große (747 – 814)
  • Hildegard von Bingen (um 1098 – 1179)
  • Sebastian Kneipp (1821 – 1897)

Man unterscheidet je nach Art der Herstellung zwischen

  • Frischpfanzenzubereitungen
    • Pressäfte,
    • Destillate,
    • ethanolisch-wässrige Auszüge
  • Teezubereitungen
    • Aufguss (Infus) – übergießen mit kochendem Wasser und ziehen lassen
    • Abkochung (Dekokt) – aufkochen und ziehen lassen bei leichtem köcheln
    • Kaltansatz (Mazerat) – mehrstündiges ziehen lassen im Wasser
  • Extrakte (Flüssige Auszüge mit div. Extraktionsmedien)
    • Auszüge mit Ethanol
      • Tinkturen (Pflanze: Lösungsmittel gleich 1:5 bzw. 1:10)
      • Fluidextrakte (1:1)
    • Medizinalweine, Tonika, Auszüge aus Wein (geringerer Alkohol-Gehalt)
    • Alkoholische Destillate (Geist)
  • Halbfeste Darreichungsformen (Dicksäfte, zähflüssige Extrakte)
  • Trockene Darreichungsformen

Folgende Wirkstoffe zeichnen Heilpflanzen aus:

  • Ätherische Öle (Lavendel, Kümmel, Anis)
    • desinfizierend, appeitanregend, blähungstreibend
  • Bitterstoffe (Wermutkraut, Tausengüldenkraut, Enzianwurzel)
    • desinfizierend, appetitanregend, magensaftanregend
  • Flavenoide (Birkenblätter, Mistelkraut, Weißdornblätter- und-blüten)
    • harntreibend, kreislaufstärkend
  • Gerbstoffe (Eichenrinde, Heidelbeeren)
    • entzündungshemmend, adstringierend (zusammenziehend), gegen Durchfall
  • Schleimstoffe (Eibischwurzel, Süßholzpulver, Leinsamen)
    • Hustenreizstillend, mild abführend durch starkes Aufquellen
  • Saponine (Primelwurzel, Süßholzwurzel)
    • auswurffördernd
  • Kieselsäure (Brennnesselkraut, Schachtelhalmkraut)
    • harntreibend
  • Fette Öle (Leinsamen, Rizinusöl, Kürbiskerne)
    • mild abführend, blasenstärkend

Heilpflanzen finden Anwendung

  • als alleinige Therapie bei leichten bis mittelschweren Erkrankungen, insbesondere bei funktionell bedingten und chronischen Erkrankungen (z.B. chron. Verstopfung)
  • als alleinige Therapie bei Befindlichkeitsstörungen (z. B. Katarrhe der oberen Luftwege, dyspeptische Beschwerden, Reizmagen, Unruhezustände, Reizdarm etc. )
  • als adjuvante Therapie (Begleittherapie) bei degenerativen Erkrankungen, in Kombination mit schulmedizinischer Behandlung (Arthrosen, HD)
  • zur Rezidiv-Prophylaxe (Vorbeuge eines erneuten, wiederkehrenden Krankheitsgeschehens) nach Infektionskrankheiten
  • in der Reconvaleszenz (Genesungsphase) zur Nachbehandlung